Ein Abschied mit Ansage
Es liegt etwas in der Luft rund um den FC Red Bull Salzburg. Sportboss Rouven Schröder steht offenbar kurz davor, den Verein zu verlassen – ein Traditionsklub aus Deutschland soll bereits mit ihm verhandeln. Nach nicht einmal einem Jahr in Salzburg deutet sich damit ein früher Bruch an. Für viele Fans wirkt das zunächst wie ein Rückschlag. Doch je länger man darüber nachdenkt, desto klarer wird: Ein solcher Schritt könnte für beide Seiten sogar ein Befreiungsschlag sein.
Schröder kam Ende 2024 mit großen Erwartungen nach Salzburg. Seine Vita las sich beeindruckend: Bundesliga-Erfahrung als Sportdirektor in Mainz, Wiederaufstieg mit Schalke 04, zuletzt ein Posten bei RB Leipzig. Die Hoffnung war, dass er diese Mischung aus Erfahrung und Netzwerk nach Österreich bringt und die Salzburger sportlich wie strategisch weiterentwickelt.
Doch schon nach wenigen Monaten zeigt sich, dass die Chemie nicht ganz passt. Schröder wirkt im Klubumfeld nie wirklich angekommen. Seine öffentliche Kommunikation – etwa die Aussage, Rapid habe den „besten Kader der Liga“ – sorgte für Kopfschütteln. Auch sportlich läuft es nicht rund: Salzburg steckt mitten in einer Phase, in der die Dominanz der vergangenen Jahre zu bröckeln beginnt. Ein ungewohntes Gefühl in der Mozartstadt.
Schröders Karriere: Erfolg und Widerspruch
Rouven Schröder ist kein Blender, aber auch kein Unfehlbarer. Sein Karriereweg ist geprägt von Aufstiegen und Rückschlägen. Bei Mainz 05 baute er mit begrenzten Mitteln eine konkurrenzfähige Mannschaft auf, bei Schalke führte er die Knappen zurück in die Bundesliga – beides Erfolge, die ihn auf die Karte der deutschen Sportmanager brachten.
Doch ebenso bekannt sind die schwierigen Kapitel: interne Reibungen, unglückliche Transfers, Kommunikationsprobleme. In Leipzig war er nur kurz Teil der sportlichen Leitung, bevor er innerhalb des Red-Bull-Kosmos nach Salzburg weitergereicht wurde. Der Wechsel schien damals folgerichtig – frischer Wind, neue Bühne, große Verantwortung. Nur: Der erhoffte Neustart blieb aus.
Schröders Stärke liegt im Aufbau und in der Analyse, weniger in der öffentlichen Wirkung. In Salzburg prallen diese beiden Welten aufeinander. Die Fans wollen Emotion, klare Aussagen, einen sportlichen Plan, der sichtbar greift. Stattdessen wirkt vieles noch suchend – und genau das öffnet die Tür für einen vorzeitigen Abschied.
Warum ein Abgang sinnvoll sein könnte
Wenn ein Sportchef so früh wieder über Alternativen nachdenkt, ist das selten ein gutes Zeichen. Trotzdem: Für Red Bull Salzburg könnte ein Schröder-Abgang mehr Chance als Risiko sein.
Zum einen würde ein Wechsel Raum für einen echten Neustart schaffen. Der Klub steckt sportlich in einer schwierigen Phase – die Liga ist enger geworden, die Dominanz der letzten Jahre nicht mehr selbstverständlich. Ein neuer sportlicher Leiter könnte mit anderer Perspektive, vielleicht auch mit größerer emotionaler Nähe zur österreichischen Liga, neue Impulse setzen.
Zum anderen wäre es ein Statement. Salzburg hat in den letzten Jahren oft an seiner eigenen Erwartungshaltung gelitten: zu viel Routine, zu wenig Reibung. Ein personeller Schnitt würde zeigen, dass man bereit ist, Fehler einzugestehen und Wege zu korrigieren, bevor sie zur Sackgasse werden.
Auch wirtschaftlich könnte ein Abschied Sinn machen. Schröder steht noch bis 2028 unter Vertrag – eine Ablöse wäre also fällig. Für den Klub wäre das eine willkommene Flexibilität, um neue Strukturen aufzubauen oder in die sportliche Infrastruktur zu investieren.
Und schließlich: Wer Schröder kennt, weiß, dass er lieber gestaltet als verwaltet. Vielleicht braucht auch er selbst eine neue Herausforderung, in einem Umfeld, das ihm vertrauter ist. Für Salzburg wäre das dann kein Verlust aus Schwäche, sondern ein bewusster Befreiungsschritt.
Interne Lösungen statt Umbruch
Die spannendste Frage ist natürlich: Wer könnte Schröder ersetzen?
Anstatt einen großen Namen von außen zu holen, spricht vieles für eine interne Lösung. Salzburg hat mit Jonas Hecking, Schröders bisherigem Assistenten, jemanden in der zweiten Reihe, der die Strukturen kennt und nah an den Prozessen ist. Noch fehlt ihm die Erfahrung für die alleinige Verantwortung, doch er gilt intern als ehrgeizig und lernwillig.
Auch Bernhard Seonbuchner, aktuell in der Red-Bull-Akademie tätig, könnte eine Rolle spielen. Er war schon zuvor im sportlichen Bereich aktiv, kennt die Philosophie des Klubs und wäre zumindest eine Übergangslösung. Allerdings war „Berni“ sehr umstritten. Ein Wechsel von der Akademie zurück nach Kleßheim wäre maximal eine Interminslösung – aber sicher nicht die Beste.
Kurzfristig wäre auch eine Übergangsphase denkbar, in der ein Interimssportchef die wichtigsten Entscheidungen absichert, bis die langfristige Lösung steht. Das würde Salzburg die nötige Ruhe geben, um den nächsten Schritt überlegt und strategisch anzugehen – anstatt aus Aktionismus heraus zu handeln.
Ein Neustart mit klarer Richtung
Ich sehe den möglichen Abschied von Rouven Schröder nicht als Katastrophe, sondern als Wendepunkt. Salzburg steht an einem Punkt, an dem das Modell „weiter wie bisher“ nicht mehr trägt. Der Klub hat in den letzten Jahren Standards gesetzt, an denen er heute selbst scheitert – weil der Anspruch höher ist als das aktuelle Leistungsbild.
Ein personeller Wechsel auf sportlicher Leitungsebene könnte diesen Stillstand lösen. Salzburg braucht wieder eine klare sportliche Idee, eine glaubwürdige Kommunikation und ein Management, das die Emotionalität der Fans versteht, ohne den professionellen Anspruch zu verlieren.
Wenn Schröder tatsächlich geht, verliert Salzburg einen erfahrenen Manager – gewinnt aber vielleicht die Freiheit, sich neu zu erfinden. Und das ist im modernen Fußball manchmal mehr wert als jeder Titel.
Wie würdest du den möglichen Abschied von Rouven Schröder bewerten? Ist es Zeit für einen Neustart – oder wäre sein Verlust ein zu großer Einschnitt für Salzburg?


