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Ich habe mich an diesen Moment fast schon gewöhnt: Wenn es in der UEFA-Fünfjahreswertung eng wird, blicke ich reflexartig auf den FC Red Bull Salzburg. Der Serienmeister ist seit Jahren das internationale Aushängeschild unseres Fußballs – und trägt fast im Alleingang die österreichischen Punkte. Doch nun reicht selbst diese Konstanz nicht mehr: Österreich ist auf Rang 16 abgerutscht und hat den wichtigen 15. Platz an die Schweiz verloren.
Was auf den ersten Blick wie eine statistische Randnotiz wirkt, könnte für den heimischen Klubfußball gravierende Folgen haben. Es geht um Startplätze, Prestige – und um die Zukunft unserer Liga.
Was ist die UEFA-Fünfjahreswertung überhaupt?
Damit wir alle auf dem gleichen Stand sind: Die UEFA-Fünfjahreswertung misst den Länderkoeffizienten – also die Summe der Punkte, die alle Vereine eines Landes in den UEFA-Wettbewerben (Champions League, Europa League, Conference League) über die letzten fünf Saisons erzielen.
Wichtig: Diese Wertung ist gewichtet, das heißt, die jüngeren Ergebnisse zählen stärker als ältere. Wer also in den letzten Jahren regelmäßig gute Ergebnisse liefert, verbessert sich rasch – wer schwächelt, verliert schnell Boden.
Für Österreich bedeutet das:
Wir stehen derzeit auf Rang 16, knapp hinter der Schweiz. Sollte dieser Platz nicht zurückerobert werden, dürften ab der Saison 2027/28 nur noch vier österreichische Klubs am Europacup teilnehmen. Das wäre ein herber Rückschritt für den gesamten Ligafußball.
Salzburg als Aushängeschild und Lebensversicherung
Es führt kein Weg daran vorbei: Der FC Red Bull Salzburg ist das Rückgrat des österreichischen Klubfußballs in Europa.
Während viele heimische Teams in Qualifikationen oder in den ersten K.o.-Runden scheitern, ist Salzburg seit fast einem Jahrzehnt regelmäßig international vertreten – zunächst in der Champions League, zuletzt in der Europa League.
Diese konstante Präsenz ist der Hauptgrund, warum Österreich überhaupt so lange in der Nähe der Top-15 bleiben konnte. Salzburg punktet fast jedes Jahr für den Länderkoeffizienten, während andere Klubs eher unregelmäßig beitragen.
Als Fan sehe ich das mit Stolz – aber auch mit Sorge: Wenn nur ein Klub regelmäßig liefert, ist das System fragil. Sturm und Rapid müssen Salzburg unterstützen, wenn Österreich international konkurrenzfähig bleiben will.
Der neue Modus: Von der Gruppen- zur Ligaphase
Im Europacup kein klassisches Gruppensystem mehr.
Stattdessen spielen alle Teilnehmer in einer Ligaphase – also einer großen Tabelle, in der jeder Klub acht Partien gegen unterschiedlich starke Gegner austrägt.
Die besten Teams qualifizieren sich direkt für die K.-o.-Runden, die Mittelfeldklubs müssen in Play-offs nachlegen.
Für Vereine aus kleineren Ligen wie Österreich bedeutet das: Der Weg zu Punkten ist schwieriger geworden.
Früher konnte man in einer leichteren Gruppe punkten, jetzt hängen Erfolg und Punkteausbeute stark vom Losglück und der individuellen Stärke ab.
Was macht die Schweiz besser?
Österreichs direkter Konkurrent um Platz 15 ist die Schweiz – und dort läuft es derzeit rund.
Mit dem BSC Young Boys Bern in der Europa League und dem FC Basel, der trotz Rückschlägen immer wieder internationale Erfolge feiern konnte, hat die Schweiz mehrere Klubs, die konstant Punkte liefern.
Dazu kommen Vereine wie der FC Lugano oder Servette Genf, die in den letzten Jahren in Qualifikationen erfolgreich waren und so zusätzliche Zähler sammelten.
Während Österreich in den letzten fünf Jahren stark von Salzburgs Ergebnissen abhing, verteilt sich die Punktesumme bei den Schweizern auf mehrere Schultern. Das macht sie stabiler – und erklärt, warum sie Österreich nun überholt haben.
Sturm Graz und Rapid Wien: Zwischen Anspruch und Realität
SK Sturm Graz ist in den letzten Jahren zur zweiten Kraft in Österreich geworden. National auf Augenhöhe mit Salzburg – oft sogar besser, international aber noch nicht konstant erfolgreich.
In der Europa-League-Ligaphase zeigt Sturm zwar Mut und Leidenschaft, aber die Effizienz fehlt oft. Ein einziger Sieg kann über die gesamte Fünfjahreswertung entscheiden – und genau diese knappen Spiele machen den Unterschied.
SK Rapid Wien wiederum hat das Potenzial, endlich wieder regelmäßig im Europacup zu stehen. Doch seit Jahren ist der Traditionsklub in einer sportlichen Achterbahnfahrt: gute Ansätze, gefolgt von verpassten Chancen in der Qualifikation.
Wenn Rapid den Sprung in die Ligaphase schafft und dort punktet, wäre das Gold wert – nicht nur für den Verein, sondern für den ganzen österreichischen Fußball.
Ursachen für den Rückfall
Ich sehe mehrere Gründe, warum Österreich derzeit hinterherhinkt:
- Zu starke Abhängigkeit von Salzburg: Die Punktelast liegt seit Jahren auf einem Klub. Fällt Salzburg schwächer aus, bricht das gesamte System ein.
- Mangelnde Liga-Tiefe: Sturm, Rapid oder der LASK bringen Qualität mit, aber keine Konstanz.
- Wettbewerbsdruck durch Modus: Die neue Ligaphase bevorzugt Vereine mit breiten, erfahrenen Kadern – hier sind die Top-5-Ligen im Vorteil.
- Schweiz als Vorbild: Dort sammeln mehrere Teams regelmäßig Punkte, nicht nur ein einzelner Klub.
Was jetzt passieren muss
Ich bin überzeugt: Es ist nicht zu spät – aber es braucht Mut und Weitblick.
- Europa als Priorität begreifen: Für Salzburg, Sturm und Rapid muss die Ligaphase kein Nebenschauplatz, sondern ein zentrales Ziel sein.
- Mehr nationale Balance: Salzburg darf nicht alleiniger Punktelieferant bleiben. Sturm und Rapid müssen strukturell und personell nachziehen.
- Langfristige Planung: Der Länderkoeffizient ist eine Fünfjahreswertung – Erfolg heute sichert den Status in Zukunft.
- Kooperation statt Konkurrenzdenken: Wenn alle österreichischen Klubs früh in den Wettbewerben punkten, profitiert das ganze Land.
Chancen und Risiken
Chancen:
- Der Rückfall kann ein Weckruf sein, die Strukturen in Liga und Verband zu modernisieren.
- Sturm und Rapid haben sportlich das Potenzial, sich in Europa zu etablieren.
- Salzburg bleibt als Fixpunkt ein verlässlicher Stabilitätsanker.
Risiken:
- Wenn der 15. Platz nicht zurückgewonnen wird, verliert Österreich einen Europacup-Startplatz.
- Die finanzielle Schere zwischen Salzburg und dem Rest der Liga würde sich weiter öffnen.
- Weniger Sichtbarkeit in Europa bedeutet langfristig auch weniger Attraktivität für Spieler und Sponsoren.
Mein persönlicher Blick
Als Fan sehe ich den Verlust von Platz 15 nicht als Drama, aber als klares Signal.
Der österreichische Fußball steht an einem Wendepunkt. Salzburg allein kann das Land nicht dauerhaft im europäischen Konzert halten. Sturm und Rapid müssen sportlich nachziehen – und der Verband sollte alles daran setzen, die Rahmenbedingungen für nachhaltigen Erfolg zu schaffen.
Ich glaube, wir haben das Potenzial dazu. Aber es braucht Konstanz, Mut und Kooperation – denn Europa ist kein Bonus, sondern die Bühne, auf der sich zeigt, wie stark unser Fußball wirklich ist.
Leserfrage:
Wie seht ihr die Rollenverteilung zwischen Salzburg, Sturm und Rapid im Kampf um Österreichs Europacup-Zukunft?
Punkteübersicht der letzten 5 Jahre
FC Red Bull Salzburg
| Saison | UEFA-Punkte Salzburg |
| 2020/21 | 7,000 |
| 2021/22 | 17,000 |
| 2022/23 | 9,000 |
| 2023/24 | 7,000 |
| 2024/25 | 8,000 |
SK Sturm Graz
| Saison | UEFA-Punkte Sturm |
| 2020/21 | 0,980 |
| 2021/22 | 3,000 |
| 2022/23 | 4,000 |
| 2023/24 | 6,000 |
| 2024/25 | 2,000 |
Rapid Wien
| Saison | UEFA-Punkte Rapid |
| 2020/21 | 5,000 |
| 2021/22 | 4,000 |
| 2022/23 | 2,080 |
| 2023/24 | 2,500 |
| 2024/25 | 4,550 |


