Wenn man den Namen FC Red Bull Salzburg hört, denkt man an Dominanz, Tempo, Pressing und Europacup-Nächte, die brennen. Doch was die Fans aktuell erleben, ist eher ein Kaltstart im tiefsten Winter. Niederlage gegen Lyon, Platz 4 in der Bundesliga, null Punkte in der Europa League – das Bild ist ernüchternd. Und die zentrale Frage lautet: Ist Trainer Thomas Letsch noch der Richtige? Oder steuern wir geradewegs ins sportliche Mittelmaß?
Europa League: Nicht das Ergebnis, sondern das „Wie“ ist das Problem
Man kann verlieren, klar. Aber die Art und Weise, wie Salzburg gegen Lyon auftrat, war ein Schlag ins Gesicht für jeden, der im Fanblock stand. Mutlos, planlos, ideenlos – es wirkte, als hätten die Spieler ihr Selbstvertrauen irgendwo zwischen Terminal 2 und dem Hotelbuffet verloren.
Die Europa League soll Bühne und Visitenkarte sein. Stattdessen bekamen wir ein Spiel, das aussah, als wolle die Mannschaft mit angezogener Handbremse durch die Gruppenphase rollen. Kein Tempo, keine Aggressivität, kein Feuer.
Und genau hier wird’s gefährlich: Nicht die Niederlage schmerzt am meisten – sondern das Gefühl, dass die Spieler gar nicht an den Sieg geglaubt haben.
Bundesliga: Platz 4 – ein Zwischenstand oder ein Abstieg ins Mittelmaß?
Der Blick auf die Tabelle ist ebenfalls kein Trostpflaster. Platz 4 in der Bundesliga – für Vereine wie Hartberg oder GAK wäre das ein Erfolg, für Salzburg ist es ein Offenbarungseid. Mit dem größten Budget des Landes, der besten Infrastruktur und einem Kader voller Talente darf man sich nicht in die zweite Reihe einordnen.
Das Selbstverständnis dieses Vereins war immer: Erster sein. Alles andere war bestenfalls eine Übergangsphase. Jetzt aber droht diese Übergangsphase zur neuen Normalität zu werden.
Thomas Letsch: Der richtige Mann am falschen Ort?
Thomas Letsch ist kein No-Name. Er hat seine Karriere in den Jugendabteilungen gestartet, war schon früh bei Salzburgs Akademie aktiv, führte die U18 zum Meistertitel. Später sammelte er Erfahrungen bei Austria Wien, Vitesse Arnheim und Bochum. Er kennt Erfolg, er kennt Abstiegskampf.
Aber: Seine Karriere ist durchzogen von Brüchen. Entlassung in Aue nach drei Spielen, Aus bei der Austria trotz Tabellenplatz 3, Ende in Bochum nach sechs sieglosen Partien. Bei Salzburg nun die nächste Bewährungsprobe – und die läuft aktuell nicht gut.
Die Frage, die sich immer mehr Fans stellen: Erreicht Letsch die Mannschaft überhaupt? Oder spielen die Spieler längst gegen ihn?
Der Kader: Kein Austausch möglich – also braucht es andere Veränderungen
Man kann den halben Kader nicht austauschen, das ist klar. Spieler kommen und gehen, aber ein kompletter Umbruch mitten in der Saison ist illusorisch. Veränderung muss an anderer Stelle her: Taktik, Motivation, Führungsstärke.
Es wirkt momentan so, als würde Salzburg mit einem leeren Werkzeugkasten in eine Baustelle marschieren. Keine Ideen im Spielaufbau, keine Lösungen gegen tiefstehende Gegner, kein Mut im Pressing. Ein Trainer, der seine Mannschaft nicht mehr erreicht, macht aus Talenten Durchschnittskicker – und aus einem dominanten Klub ein graues Bundesliga-Team.
Historische Erfolge vs. aktuelle Realität
- Erfolge Letsch: U18-Meistertitel mit Salzburg, Pokalfinale mit Vitesse Arnheim, Klassenerhalt mit Bochum.
- Misserfolge Letsch: Entlassungen in Aue, Wien und Bochum, verpasste Champions-League-Quali mit Salzburg.
Das Bild ist ambivalent. Letsch ist keiner, der gar nichts kann – aber einer, der zu oft an Grenzen stößt. Und Salzburg steht gerade an einer Grenze: entweder Neuanfang oder Rückfall ins Mittelmaß.
Quo vadis, Salzburg?
Die Fans stellen sich die entscheidende Frage: Wo geht die Reise hin?
- Weiter auf Platz 4 in der Bundesliga, ohne Identität und Spielidee?
- In der Europa League chancenlos, weil Mut und Selbstvertrauen fehlen?
- Oder finden Trainer und Mannschaft doch noch den Schalter, um das Feuer wieder zu entfachen?
Ein Klub mit diesem Budget und dieser Tradition darf sich nicht im Mittelmaß einrichten. Wir sind nicht hier, um „gut mitzuspielen“. Wir sind hier, um Meister zu werden, um im Europacup zu überraschen, um Salzburg stolz zu machen.
Was jetzt passieren muss
- Klare Ansprache vom Trainerteam: Jeder Spieler muss wissen, dass Mutlosigkeit nicht akzeptiert wird.
- Taktische Anpassungen: Weniger Sicherheitspass, mehr Risiko, mehr Pressing.
- Führungsfiguren im Team: Wer trägt diese Mannschaft, wenn es nicht läuft? Momentan sieht man keinen, der das Heft in die Hand nimmt.
- Verantwortung vom Verein: Wenn das Trainerteam die Mannschaft nicht erreicht, muss gehandelt werden. Punkt.
Mittelmaß ist keine Option
Der FC Red Bull Salzburg hat alle Voraussetzungen, um wieder ganz vorne zu stehen – in Österreich sowieso, in Europa zumindest als unbequemer Gegner. Aber das funktioniert nur, wenn Herz, Mut und Leidenschaft zurückkehren.
Noch ist nichts verloren. Aber eines ist klar: So wie gegen Lyon darf es nicht weitergehen. Sonst sitzen wir bald in der ersten Reihe, wenn unser Verein mit Vollgas in die graue Bedeutungslosigkeit rauscht.
Mittelmaß? Nein, Danke!


