Alexander Schlager rettet Salzburg – Doch der Trainer steht weiter in der Kritik

Ein 2:1 gegen Rapid. Im Rückspiegel ein wichtiger Sieg, in der Realität eine motorisch oft schwache Mannschaft und ein Coach, der kaum überzeugt. Dass Alexander Schlager an diesem Tag mehrfach wie ein Titan wirkte, war für viele Fans nicht nur Erleichterung – sondern auch ein mahnender Hinweis: So darf Salzburg im Duell mit dem Erzrivalen nie auftreten.

Wenn der Torwart zum Helden wird – was das über uns verrät

Dass ein Spiel so sehr vom Torhüter abhängt, lässt Rückschlüsse zu. Schlager zeigte in mehreren Szenen Weltklasseparaden – gegen Distanzschüsse, in Eins-gegen-Eins-Situationen, bei Standards. Ohne ihn stünde heute vermutlich eine saftige Niederlage da. Doch sein Glanz kann nicht verschleiern, dass die Mannschaft systemisch anfällig war. Rapid hatte viele Phasen, in denen sie gefühlt durch die Linien marschieren konnten, Chancen erspielten und uns in die Defensive zwangen.

Ein Team, das gegen so einen Gegner immer nur reagiert – und nicht wirklich gestaltet – ist angreifbar. Mehrmals war Salzburg ohne echten Plan, ohne Tempokontrolle, ohne Durchschlagskraft im letzten Drittel. Dass Rapid dann noch einen Elfmeter vergab, war fast symptomatisch – sie waren dominant, aber oft nicht kaltschnäuzig genug. Der späte Widerstand war beeindruckend – aber auch Zeichen, dass das Team in seinen destruktiven Momenten kaum Struktur findet.

Kritik am Trainer: zu zaghaft, zu vorhersehbar

Die Euphorie nach einem Sieg blendet oft. Aber in Gesprächen mit Fans nach der Partie war das Unbehagen kaum zu überhören. Der Trainer steht derzeit auf unsicherem Boden – und nicht ohne Grund.

Schon vor dem Spiel hatte ich meine Zweifel: Er wirkt in wichtigen Momenten zu konservativ. Anpassungen auf den Gegner kommen oft zu spät oder gar nicht. In Druckphasen, wenn Rapid das Tempo verschärfte, suchte man oft Rat im Umschalten – und sah stattdessen starre Formen. Wo war das mutige Umstellen auf ein anderes System, das gezielte Wechselspiel oder die taktische Überraschung? Fehlanzeige. Das erinnert an eine Mannschaft, die sich in einem Korsett bewegt, das nicht flexibel ist.

Wenn du den „Klassiker“ gewinnst, verschafft das Zeit. Aber diese Länderspielpause kann auch zur Zäsur werden – und das 2:1 nur ein letzter Schuss vor den Bug sein. Wenn in den Wochen kein sichtbarer Fortschritt kommt, ist die Stimmung gekippt. Und viele Fans würden es verstehen, wenn man jetzt schon den Deckel draufmacht.

Die Pause als Prüfstein

Wer glaubt, dass eine Länderspielpause nur Erholung bringt, der übersieht die Brisanz. Sie ist eine Klammer für Reflexion, Positionsbestimmung und – sofern nötig – Kurskorrektur. Wir als Fans schauen genauer hin: wie trainiert wird, wie Taktiken kommuniziert werden, welche Signale vom Trainerteam ausgehen. Die Mannschaft darf nicht mehr dieselben Muster wiederholen, besonders nicht gegen Teams mit mehr Mut oder mehr Druck. Ein 2:1 gegen Rapid ist etwas fürs Gefühl – ob es indivuelle Zutrauen stärkt oder langfristig wirkt, hängt vom Plan ab, der jetzt kommt.

Die Verantwortlichen im Verein müssen aktiv mitgestalten – nicht nur hoffen. Es reicht nicht, nach Krisen zu reagieren: sie müssen präventiv agieren. Und genau dort liegt derzeit meine Skepsis: Werden wir in den nächsten Tagen konkrete Schritte sehen, oder verläuft alles im rhetorischen Nebel?

Warum der Sieg wichtig ist – aber auch gefährlich

Tabellarisch war der Dreier gegen Rapid wertvoll. In einer Saison, in der jeder Punkt zählt, brauchst du solche Erfolge. Aber er darf nicht schmeicheln. Wenn du mit Mühe gewinnst, verzögert das Notsignale – und das ist riskant. Es bekommt einen Nebeneffekt: du schiebst die Entscheidung hinaus. Und mit jedem verschenkten Punkt in den kommenden Partien wächst der Druck.

Außerdem erzeugt dieser Sieg eine Erwartung – die falsche. Wenn der Trainer in den nächsten Spielen wieder auf die gleichen Formationen setzt, dieselben Schwächen offenbart, dann wird der Jubel schnell nachdenklich. Rapid war nicht überragend – aber sie hatten mehr Struktur an manchen Stellen. Dass wir am Ende trotzdem gewinnen, war Schlager zu verdanken.

Mein Eindruck: eine Gratwanderung

Ich verlasse mich nicht auf Jubel. Ich suche Entwicklung. Und hier sehe ich klare Sorgen:

  • Der Trainer wirkt zu oft unentschlossen in härteren Momenten.
  • Die Mannschaft ist taktisch nicht flexibel genug.
  • Wenn man nur reagiert und nicht proaktiv agiert, fehlt der nächste Schritt.

Das 2:1 hat ihm vorerst einen Aufschub verschafft – doch nicht die uneingeschränkte Legitimation. Die Fans haben Gefühle, aber sie wissen auch: ein durchwachsener Sieg ist kein Plan. Werte im Vorstand, im Management, im sportlichen Bereich – heute sind alle gefragt.

Nur mit Mut, klarer Idee und sichtbarer Weiterentwicklung kann jenes Spiel, das so glücklich daherkam, zur Initialzündung werden – und nicht zum letzten Aufbäumen eines schwächelnden Gefüges.

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Alex Januschewsky

Ich bin Herausgeber von S12 und schreibe leidenschaftlich gerne über Fußball. Dabei geht es mir nicht um Schönfärberei, sondern um konstruktive und auch kritische Analysen. Die Mannschaft der Salzburger steht für mich im Mittelpunkt, weil mir ihr Weg und ihre Entwicklung am Herzen liegen.

Eine Antwort

  1. Servus Alex, du hast es auf den Punkt gebracht. In der Mannschaft ist kein System zu erkennen, ein Trainer der Ratlos an der Linie steht und keine Emotionen zeigt. Genau so spielt die Mannschaft. Gruß Ernst

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